Sieh Hin! Hör Hin! Sag Was!

Alljährlich erinnern wir anlässlich des 9. Novembers an die Pogromnacht im Jahr 1938. So auch dieses Jahr. Der Leistungskurs Geschichte MSS 3 kreierte dazu ein neues Motto und gestaltete Aufkleber, die in der Gedenkpause am 11.11. an die Schulgemeinschaft verteilt wurden.  Im Vorfeld der Aktion wurden die Augen, Ohren und Münder vieler verschiedener Schülerinnen und Schüler fotografiert. Weitere Plakate sind in Planung.

Folgendes wurde von Mitgliedern der SoR-AG in der Gedenk-Pause verlesen:

 

Wir – die Mitglieder der SoR-AG – begrüßen euch alle und wollen heute wieder an den November 1938 erinnern.
Angesichts der politischen Entwicklungen ist das leider notwendiger denn je.
Am 9. und 10. November kam es zu einem organisierten Pogrom, das Wort bedeutet gewaltsame Ausschreitungen, gegen die Juden in Deutschland.
Während dieser Ausschreitungen wurden rund 1.000 Synagogen im Gebiet des Deutschen Reichs in Brand gesetzt oder zerstört und etwa 7.000 jüdische Geschäfte und kleine Läden demoliert. Hunderte Privatwohnungen wurden verwüstet oder beschädigt.
Das passierte auch in Traben-Trarbach, in anderen Orten an der Mosel und auf dem Hunsrück.
Die zerschlagenen Scheiben und die mit Glassplittern übersäten Straßen gaben den Ausschreitungen wohl den Namen „Kristallnacht“.
Der Novemberpogrom 1938 geschah vor den Augen der deutschen Bevölkerung.
Nach offiziellen Angaben wurden während des Pogroms 91 Juden getötet, viele weitere Juden starben in den folgenden Wochen oder verübten Selbstmord.
Fast 30.000 jüdische Männer und männliche Jugendliche wurden für Wochen oder Monate in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt. Hunderte kamen nicht mehr frei, sondern starben dort. Die Ereignisse im November machten deutlich: Juden waren in Deutschland nicht mehr erwünscht.
Alle noch bestehenden jüdischen Organisationen und Einrichtungen wurden aufgelöst. Jüdische Kinder wurden von öffentlichen Schulen gewiesen. So ging es immer weiter. 1940 wurden die ersten Juden aus dem „Deutschen Reich“ verschleppt. Der Holocaust, also die endgültige Vernichtung der Juden, hatte begonnen.
Wir gedenken heute aller, die im Rahmen der Verfolgungen durch die Nationalsozialisten zu Opfern wurden und speziell unserer jüdischen Abiturenten ab 1900:
Ernst Schoemann und sein Cousin, ebenfalls namens Ernst Schoemann, (Kröv), Dr. Max Isaak (Enkirch), Hans-Isaak Loeb (Enkirch), Friedrich Bender (Zell), Berthold Seiferheld (Kröv), Milian Schoemann (Traben-Trarbach), Ehrenfried von Tschirnhaus (Barmen), Fritz Berg (Bernkastel) und Fritz Lieser (Bernkastel). Martin Schmitz (Traben-Trarbach) musste die Schule 1935 verlassen, überlebte Auschwitz und den Marsch nach Bergen-Belsen.
Der jüdische Schriftsteller Elie Wiesel, der Auschwitz und Buchenwald überlebt hat, schreibt:
Was soll man mit dieser Erinnerung machen? Wer wird für uns zeugen? Was wird mit unserem Vermächtnis geschehen? … Was geschieht in der Welt momentan? … Es herrscht Gewalt. … Oft fühlen wir Überlebenden uns melancholisch und schwach und der Verzweiflung nahe, Nicht allein wegen der Vergangenheit, sondern auch wegen der Gegenwart. ... Was wird unser Vermächtnis sein? ... Selbst in Auschwitz war es Juden, war es jüdischen Frauen und Männern möglich, Mut, Leidenschaft und Großzügigkeit zu zeigen. Ein Stück Brot, ein wenig Zuspruch, Ein Gebet am Schabbat. Oder ein Lächeln. ... Nach dem Krieg hätten die Überlebenden … Rache oder Egoismus wählen können. ... Stattdessen wählten sie die Hoffnung und suchten neue Würde. … Unser Vermächtnis ist auch, dass wir aufbegehren, Wenn Menschen ungerecht behandelt werden. ... In anderen Worten: Bringt den Hungrigen Nahrung, Den Heimatlosen baut ein Zuhause. Und bringt den Hoffnungslosen Hoffnung. ... Irgendetwas geht schief in dieser Welt, Und unser Vermächtnis ist noch nicht angenommen worden.
Lasst uns jetzt eine Schweigeminute einlegen. Danach werden die SoR-AG-Mitglieder der 7. Klassen unsere neuen Aufkleber verteilen.

Viele Mitglieder der SoR-AG legten im Anschluss an die Schweigeminute Steine in die Mitte des aus Teelichtern  gebildeten Davidstern.

 

Am 11.11.2019 besuchten uns auch unsere drei SoR-Patinnen, die Landtagsabgeordneten  Jutta Blatzheim-Roegler (Bündnis 90/Die Grünen),  Bettina Brück (SPD) und Elfriede Meurer, um mit der 10. Jahrgangsstufe und dem Leistungskurs Sozialkunde MSS 3 über die historische Bedeutung des 9. Novembers in der deutschen Geschichte zu diskutieren. Wir danken herzlich für diesen inzwischen zur Tradition gewordenen Austausch.

 

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Plakate zum 9.11..pdf
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