Ehrenfried von Tschirnhaus

Abitur 1937. Geboren am 13.9.1917 in Barmen als Sohn des Majors Viktor von Tschirnhaus (geb. 1872) und der 20 Jahre jüngeren Bankierstochter Katharina Arioni, deren Vater jüdische Vorfahren hatte. Ehrenfried war wie seine Eltern evangelisch getauft. Ehrenfried war 1930 Internatsschüler, lebte von Januar 1932 bis 1937 im Alumnat in Traben-Trarbach. Die Nürnberger Gesetze machten 1935 die Mutter und die Großmutter, beide evangelische Christen, zu Juden, Ehrenfried und seine ein Jahr ältere Schwester zu Mischlingen. Im Oktober 1934 hatte die Hitler-Jugend den patriotisch gesinnten Offizierssohn ausgeschlossen. Nach dem Abitur zog er zur Mutter, die durch die Scheidung mit dem arischen Partner jeglichen Schutz verloren hatte, nach Wiesbaden. 1938-39 leistete er seine Wehrpflicht in der 1.Panzer-Nachr.-Abt.39 in Stahnsdorf bei Berlin ab, anschließend folgte der Kriegsdienst als Panzerfunker; Vorgesetzter durfte er nicht werden. Im Frühjahr 1942 wurde dem Ehemaligenverein als letzte Nachricht von Ihm die neue Adresse „Berlin-Charlottenburg, Goethestraße 9“ mitgeteilt. Im Sommer 1942 brach aber dann die Katastrophe über die Familie in Wiesbaden herein. Die Großmutter Hanna Arioni nahm sich am 20.Oktober 1942 mit Gift das Leben, als ihre Deportation bevorstand. Der Onkel Heinz Arioni und seine Frau wurden nach Auschwitz deportiert. Nur Ehrenfrieds Schwester Dorothea, die emigriert war, aber im Nachbarland nicht der Verfolgung entging, überlebte im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück in Mecklenburg. Im September 1942 entließ die Wehrmacht Ehrenfried von Tschirnhaus als Mischling I. Grades. Nach seiner Festnahme durch die Gestapo kam er Anfang 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Die Gründe sind in den Meldungen der Wiesbadener Gestapo nicht angegeben. Ehrenfried von Tschirnhaus verbrachte ein Jahr dort. Für den 25.Februar 1944 ist sein Tod festgestellt. Die Akten verschweigen die Todesursache. Er soll durch Injektion getötet worden sein. Er ist nur 27 Jahre alt geworden. Die Leiche wurde im Lager verbrannt. Ehrenfried von Tschirnhaus starb als Opfer der Gewaltherrschaft und des Rasenwahns wie die anderen oben aufgeführten fünf ehemaligen Schüler unseres Gymnasiums.

 

Quelle: Dr. Günther Böse, Leben und Schicksal der jüdischen Schüler des Gymnasiums Traben-Trarbach. Festschrift Gymnasium Traben-Trarbach 1993, S. 67f.